Im Rest der Schweiz können Motorsportler nur davon träumen, im Kanton Jura war dieser Traum am Wochenende vom 10./11. August Realität: Zwei Läufe zur Schweizer Enduro-Meisterschaft fanden in der Schweiz statt, auf dem Waffenplatz von Bure.
In seiner Ansprache nach dem Rennen vom Samstag bekannte sich Martial Courtet, als CVP-Regierungsrat des Kantons Jura für Bildung und Kultur zuständig, klar zum Motorsport: «Die Situation bei uns im Jura ist speziell, wir haben mit dem Waffenplatz Bure ein Terrain, das Motorsport-Veranstaltungen ermöglicht. Daran wollen wir auch in Zukunft festhalten.»
Noch zwei Eintages-Veranstaltungen sind nach den Rennen von Bure ausstehend, wobei alle sieben anderen Rennen zur Schweizer Enduro-Meisterschaft in Frankreich stattfinden. Die beiden Wertungstage im Jura sind sicher mit den Rennen in Frankreich nicht vergleichbar: Die Runde ist kürzer, die zu fahrende Tagesdistanz ebenfalls. Obwohl es in der Nacht auf Samstag geregnet hatte und auch beim Start am Samstagmorgen noch Regen fiel, waren auf der Strecke und auch auf den beiden Sonderprüfungen keine besonderen Geländeschwierigkeiten zu meistern. 26 km war eine Runde lang, da ist es bei insgesamt rund 180 Fahrern gegeben, dass die Sollzeit für die Strecke grosszügig ausfallen muss. Die Entscheidung um Siege und Plätze fiel darum in allen Kategorien auf den beiden Sonderprüfungen.
Der Motoclub Mandeure (aus Frankreich) und das Gelände Team Schweiz hatten in der Nähe des Fahrerlagers je eine Sonderprüfung aufgebaut, die beide einer Schweizer Meisterschaft würdig waren. Zwar ohne heftige Geländehindernisse auch diese, doch wer hier schnell sein wollte, musste auf dem rutschig-steinigen Juraboden das Risiko gekonnt dosieren.
Die schnellsten Schweizer Fahrer blieben am Enduro du Jura nicht unter sich: Der WM-erfahrene Franzose Jérémie Tarroux (Sherco) liegt derzeit an der Spitze der französischen Meisterschaft, der Italiener Andrea Verona (TM ) steht bereits als Juniorenweltmeister fest, und mit Theo Epinasse (F, Sherco) war auch der Junioren-Vizeweltmeister am Start, dazu war mit Enrico Zilli (I, Husqvarna) ein weiterer Gastfahrer aus der Junioren-WM dabei. Diese Gastfahrer starteten allesamt nur für eine Spesenentschädigung, aber ohne Fahrergagen.
«Die sind sicher schneller als ich, es dürfte schwierig werden, diese Gastfahrer zu schlagen», gab sich der achtfache Schweizer Meister Jonathan Rossé eher pessimistisch. Doch am Samstag musste sich Rossé (Yamaha) nur von Tarroux schlagen lassen – nach 14 Sonderprüfungen mit einer addierten Gesamtzeit von mehr als einer Stunde um eine Minute 19 Sekunden. Am zweiten Tag wurde Rossé vierter, jedoch hinter drei ausländischen Gastfahrern, deren Platzierungen nicht zur Schweizer Meisterschaft zählen. Damit ist Rossé nach sieben von neun Wertungstagen mit dem Punktemaximum auf dem Weg zu seinem neunten Schweizer Meistertitel in der schnellsten Kategorie, gefolgt von Christophe Robert (Husqvarna) und dem Vorjahresmeister der Inter Junioren, Kelien Michaud (KTM).
Bei den Inter Junioren, den schnellsten Nachwuchsfahrern, ist Luc Hunziker (KTM) nach seinem Doppelsieg im Jura klar auf Titelkurs. Er fuhr zuvor Supermoto und wechselte erst auf diese Saison zum Enduro, «weil man hier richtig zum Töff fahren kommt.»
In den Kategorien National Junioren und National Open kamen mit Dominic Blättler und Ueli Ackermann (beide Husqvarna) zwei weitere Tabellenleader mit Punktemaximum nach Bure. Blättler gewann auch auf dem Waffenplatz an beiden Tagen, während bei den Nationalen am Samstag Sandro Kölliker (Beta) seinen ersten Saisonsieg feiern konnte. Es war das knappste Resultat des Wochenendes. Um zwei Sekunden hatte er Ackermann nach gut 50 Minuten Sonderprüfungszeit geschlagen, am Sonntag eroberte sich Ackermann mit fünf Sekunden Vorsprung auf Kölliker den Sieg zurück. Unser Instruktor Christoph Berger (KTM) belegte die Plätze 22 und 20 und berichtete nebenher aktuell für Moto Sport Schweiz.
Bei den Senioren (die schnelleren der schnellen Altherren) hatte Titelverteidiger und SM-Leader Hubert Zeller (KTM) am Rennwochenende von Bure als OK-Präsident etliche Zusatzaufgaben zu meistern. Zwar erreichte er trotzdem die Plätze zwei und drei, doch einer war schneller: Robert Kamber (Honda) übernahm mit einem Doppelsieg die Tabellenführung mit zwei Punkten Differenz.
Bei den Veteranen hatte André Brunner alle Läufe gewonnen, Celso Gorrara war jedes Mal zweiter geworden. Am Samstag holte sich Gorrara seinen ersten Saisonsieg, am Sonntag stand Brunner wieder ganz oben auf dem Podest.
Wenig Anklang findet der Endurosport bei den Ladies: In Bure standen Delphine Riat (Sherco) und Jacqueline von Siebenthal (KTM) auf dem Podest des Womens Cup, der dritte Podestplatz blieb mangels Teilnehmerinnen leer. Noch desaströser der Vintage-Cup: Niemand am Start.
Wie erstmals vor zwei Jahren waren auch dieses Jahr mehrere Klassen für Amateurfahrer ohne Lizenz ausgeschrieben, und mit der Klassenwahl konnte die zu bewältigende Rundenzahl gewählt werden, wobei den Amateur-Experten nur eine Runde weniger zugetraut wurde als den Interfahrern. In diesen Klassen war eine Strassenzulassung des Motorrads nicht erforderlich. Am Samstag waren 91 Amateure am Start, am Sonntag deren 69, was die Einnahmen des Veranstalters aus den Startgeldern glatt verdoppelte und das Enduro du Jura zur grössten Schweizer Veranstaltung für Offroad-Motorräder machte.
Luca Hofstetter, Sohn unserer Köchin und Administratorin Sandra Hugi, gewann bei seinem ersten Renneinsatz im Endurosport gleich bei dem Amateur-Junioren, während Alttalent Rolf Lüthi sich in der Kategorie Amateur Exoert mit den Plätzen 20 und 18 erfolgreich von der Podestbesteigung drückte.