Seit ihrer Vorstellung vor sechs Jahren ist die KTM Freeride 350 in unserem Mietfuhrpark vertreten. Die Freeride-Mischung aus Trial- und Endurotöff passt hervorragend für Einsteiger bis mittelschnelle Fahrer. Auf 2018 läuft die 350er aus und wird im KTM-Modellprogramm ersetzt durch die Freeride 250 F. Wir hatten bereits am Herbstkurs 2017 die Gelegenheit, die neue Freeride zu fahren. Bereits jetzt steht fest: Auch die 250er wird fester Bestandteil unseres Mietfuhrparks werden.
In den Rahmen, der ursprünglich für die Elektro-Freeride gebaut wurde, wurde statt des zuvor verwendeten 350er nun der kompaktere 250er Viertakter verbaut. Da der 350er wie der 250er aus Racing-Enduros stammen, mussten beide Motoren gedrosselt werden. Die Leistungsdaten sind für beide Motoren fast gleich, doch der 250er Motor ist kompakter und 2,7 kg leichter.
Als ersten grossen Fortschritt stellt man im Geländebetrieb fest, dass der Motor deutlich weniger oft unerwartet abstirbt. Und vor allem hat er eine Eigenart des 350ers abgelegt, die wir überhaupt nicht vermissen: Der 350er Viertakter hatte in der Freeride immer wieder mit Startproblemen genervt, deren Ursache sich nicht eruieren liess. Der 250er Motor springt (fast) immer auf den ersten Knopfdruck an.
Am Fahrwerk wurde aufgerüstet. Die bei schneller Fahrt am Limit agierende 43er Gabel des Vorgängermodells wurde durch eine 43er Xplor von WP ersetzt, die das Vorderrad nun deutlich souveräner führt. Auch an der Hinterhand wurde mit einem Xplor-Federbein von WP aufgerüstet. Mit dem reduzierten Gewicht durch den kleineren Motor und die Lithiumionen-Batterie, dem sauber am Gas hängenden Motor, den verbesserten Federelementen und den Trialenduro-Reifen von Maxxis ergibt sich ein rundes Gesamtpaket. Dazu ist die Stehposition durch den nun verbauten Endurolenker auf langen Strecken deutlich erträglicher geworden. Zum Preis von CHF 8690.- bekommt man das alles ohne Aufpreis aufs Vorjahresmodell.
Die Freeride-Fahrer sind ein eher inhomogenes Grüppchen. Gelände-Einsteiger, kleingewachsene Fahrer und Fahrerinnen, Genuss-Fahrer, die ein Entschleunigungsmotorrad wollen, Enduro-Wanderer, Rennfahrer, die als Zweitspielzeug eine Freeride bewegen… Sie alle stellen unterschiedliche Anforderungen an die Freeride.
Der Motor geht sanft und traktionsstark. Einsteiger werden nicht überfordert oder konditionell aufgerieben. Motor, Kupplung und Getriebe sind hochwertige Racing-Baugruppen und überhaupt ist das ganze Motorrad schön verarbeitet und erwies sich im Geländeeinsatz als robust. Mit Federwegen von 250/260 mm kann man schon anständig zügig durchs Gelände bügeln. In engen und verzwickten Geländepassagen ist man dank dem niedrigen Gewicht, der kompakten Bauweise und der daraus resultierenden Wendigkeit klar im Vorteil: Einfach zentral in den Rasten stehen, konstant Gas geben, und das Viertakt-Zahnradbähnchen fährt die steilsten Berge hoch und umtuckert die engsten Kehren.
Um hier nicht ein kritikloses Loblied zu singen und Fehlkäufen vorzubeugen: Schnelle Fahrer werden die Freeride auf Motocross-Pisten mit weiten Sprüngen weiterhin nicht rühmen können, trotz der verbesserten Federelemente. Im Endurogelände kann man mit der Freeride viel Spass haben, aber keine Sonderprüfungs-Bestzeiten hinbrennen. Ebenso kann die Freeride nicht, was eine echte Trialmaschine kann.
Als Mietmotorrad können wir die die Freeride weiterhin für Einsteiger bis mittlere Fahrer wärmstens empfehlen, ebenso für eher geniesserische Charaktere. Eine Einschränkung gibt es bezüglich der Statur: Für Fahrer von mehr als 1.90 m passt die kompakte Freeride nicht, da bucht der Einsteiger besser eine Fantic Caballero 200, für Fortgeschrittene empfiehlt sich eine KTM EXC 250 oder 350.